Liebe Leserinnen und liebe Leser,
diese Woche steht ganz unter dem Motto “Hochsensibilität”, ein Thema, das in meiner Praxis bei Klienten immer wieder auf großes Interesse stößt. Deshalb habe ich mich entschieden, diesen Artikel, den es im internen Bereich für die angemeldeten Nutzer schon eine Weile zum Download gab, hier auf dem Blog allen zugänglich zu machen. Neben dem heutigen Überblick folgt gleich morgen ein Interview mit dem Vorsitzenden des Informations- und Forschungsverbundes Hochsensibilität e.V. (IFHS) sowie einige Buchempfehlungen zum Thema in den folgenden Tagen. So können Sie im Laufe der Woche einen tieferen Einblick in Thema gewinnen, Ihre Sensibilität besser einschätzen und Hinweise auf weitergehende Informationsmöglichkeiten nutzen. Wem ein Überblick per Video lieber ist, kann sich auch die Präsentation auf Youtube ansehen: Hochsensibilität – Potential und Last sensibler Menschen
Hochsensibilität im Überblick
hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiver wahr als andere. Geräusche und Gerüche aber auch andere Sinnesqualitäten und Gefühle werden besonders intensiv erlebt. Durch die Hypersensitivität sind diese Menschen meist sehr verletzlich und stressanfällig. Zuerst beschrieben wurde die „Highly Sensitive Person“ (HSP) Ende der 90er Jahre von der US-Psychologin Elain. Als selbst Betroffene verallgemeinerte sie anfangs die Eigenschaften der HSP sehr stark. Doch verhalf ihr Engagement dazu, dass dem Phänomen der Hochsensibilität überhaupt Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Wissenschaft und Therapie begannen sich mit der Hochsensiblität, die auch als Hypersensibilität oder Hochsensitivität bezeichnet wird, zu beschäftigen. Heute geht man davon aus, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung hochsensibel sind. Viele Betroffene wissen jedoch nichts über die Hochsensibilität und können weder ihre Symptome einordnen, noch ist ihnen ihr Potential bewusst. Um eine Einschätzung gewinnen zu können, stellt Elaine Aaron in ihrem Buch “Sind Sie hochsensibel” einen Test zur Verfügung. Daneben finden sich noch andere Einschätzungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel der Test von George Parlow, der direkt online ausgewertet wird.
Unterschiedliche Ausprägungen von Empfindsamkeit
Unser heutiger Begriff von Sensibilität entstammt ursprünglich dem Lateinischen “sensibilis”, was so viel bedeutet wie „der Empfindung fähig“. Der Empfindung fähig sind wir in der Regel alle, die Ausprägung der Sensibilität ist jedoch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Sie hängt ab von der Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen, wie unsere Wahrnehmungsfilter im Gehirn funktionieren, wie wir genetisch ausgestattet sind, welche Umwelt uns unser Leben lang umgeben hat und mit welchen Ereignissen wir in unserem Leben bereits konfrontiert wurden.
Sensibel zu sein ist nicht nur Hochsensiblen vorbehalten, die Sensibilität hat bei HSP einfach eine andere Ausprägung. Ebenfalls ist es nicht nur Normalsensiblen oder Niedersensiblen vorbehalten, sich „unsensibel“ zu Verhalten. Auch Hochsensible, die noch gar nicht wissen, dass Sie über diese Fähigkeiten verfügen oder damit nicht umgehen können, können ausgesprochen unsensibel auf Menschen und Situationen reagieren. Mit dem deutschen Wort „sensibel“ schwingt im Alltagsgebrauch häufig eine negative Komponente mit. Der oder die ist ein „Sensibelchen“ und wird nach außen hin schnell als zu empfindlich, zu überspannt oder einfach überfordert eingestuft.
HSP- intensivere Wahrnehmung und mehr Stress
Besonders ausgeprägte Eigenschaften haben Hochsensible in den Bereichen Feinfühligkeit und Empathie sowie Kreativität. Die erhöhte Sensibilität lässt sehr tiefgründiges Erleben zu. Liebe und Leid, Kunst und Musik, Naturerfahrungen oder emotionale Schwingungen anderer Menschen, all dies erfahren HSP sehr intensiv. Manchmal erspüren Hochsensible sogar, wie es einem anderen geht, bevor sich dieser seiner Gefühle selbst bewusst ist. Oft denken sie in größeren Zusammenhängen, sind über lange Zeit begeisterungsfähig, sehr gewissenhaft und differenziert.
Während es Normalsensiblen gelingt, durch ihre stärkeren und angepassteren Wahrnehmungsfilter die störenden Reize herauszufiltern, nehmen Hochsensible mehr Informationen auf, die zudem intensiver wahrgenommen werden. Sie müssen also mehr Reize verarbeiten als andere, sodass sie in der Folge meist langsamer sind, stressanfälliger und weniger belastbar. Das bedeutet auch, dass Arbeitsabläufe bei Hypersensiblen länger dauern können, weil sie genau hinsehen oder sich im Detail verlieren. Dabei ist nicht jeder Hochsensible dem anderen gleich, sondern jeder entwickelt seine vorrangigen Wahrnehmungskanäle auf unterschiedliche Weise. So kommt es, dass einige HSP besonders schmerzempfindlich sind und andere wiederum sehr lärm- oder geruchsempfindlich.
Körperliche und seelische Symptome der Hochsensibilität
Für den Lebenslauf einiger Hochsensibler bedeutet das, dass sie trotz der vielen inneren Fähigkeiten auch immer wieder mit der Umwelt in Konflikt geraten oder mit Nebenwirkungen konfrontiert werden, die sie selbst nicht einordnen können. So versuchen einige HSP die Symptome ihrer Hypersensibilität zu unterdrücken oder zu kompensieren. Ihre Fähigkeiten, ihr Selbstbewusstsein und ihre Kreativität können sich allerdings auf diese Weise nicht richtig entfalten. Nicht wenige Hochsensible entwickeln seelische und körperliche Symptome von Schlafstörungen und Erschöpfungszuständen über Depressionen bis hin zu Essstörungen oder Burnout. Selbst Experten erkennen das Phänomen häufig gar nicht sondern bearbeiten mit den HSP ausschließlich die Auswirkungen und Folgen. Mit der Diagnose und Aufklärung über Hypersensibilität empfinden die Betroffenen häufig eine große Erleichterung. Aufklärung und Auseinandersetzung bewirkt, dass man sich selbst besser einordnen kann und die eigenen „Defizite“ ebenso wie die „Fähigkeiten“ besser annehmen kann.
Beratung und Psychotherapie bei HSP
In der psychologischen Beratung und Psychotherapie wird daran gearbeitet, die eigenen Bedürfnisse anzuerkennen und einzufordern, die eigenen Grenzen zu spüren und auch der Umwelt gegenüber zu setzen sowie das Gefühl von Selbstbestimmung aufzubauen. Betroffene können lernen, die eigene Empfindsamkeit über rationale Gesprächsführung zu steuern. So manches Mal entwickelt sich über den Weg von Beratung und Therapie erst die eigentliche Bestimmung eines Hochsensiblen. Diese Feinfühligkeit ist für therapeutische, pädagogische und heilende Berufe besonders geeignet. Aber auch im Bereich von Musik, Theater oder bildender Kunst sind viele Hochsensible zu finden.
Hochsensibilität kann sich zu einem großen Potenzial entwickeln, wenn sie erkannt, akzeptiert und in Alltag- und Arbeitsleben integriert wird. Die Fähigkeiten rücken in den Vordergrund der Wahrnehmung, nicht die Defizite im Vergleich zu anderen. Letztendlich ist es dann dabei egal, ob es sich um einen kleinen neurologischen Unterschied zwischen Hochsensiblen und Normalsensiblen handelt, ob es gar ein psychisches Problem ist oder einfach eine Sache der Vererbung. Doch selbst wenn einem Betroffenen dies gelungen ist, ist die Achtsamkeit für sich selbst und die Anpassung der eigenen Hochsensibilität an die Lebensumstände immer wieder erforderlich.
Nun hoffe ich, dass Sie neugierig geworden sind, mehr zu erfahren und gleich morgen gibt es schon weitere Informationen. Wenn Sie darüberhinaus etwas mehr für sich tun möchten, würde ich mich freuen, Sie zu einem meiner Workshops oder zu einem persönlichen Coaching in meiner Praxis in Dorsten begrüßen zu dürfen. Regelmäßige Informationen rund um innere Stärke erhalten Sie auch über meinen Newsletter.
Damit wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, eine wunderschöne Woche,
Ihre Dörthe Huth
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